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Dreigeteiltes Bild: Links blauer Hintergrund mit Text "1:0 für Zeitersparnis: Interview mit Dr. Frank Scharff", daneben Bild von Dr. Frank Scharff mit dem Handballspieler Giorgi Tskhovrebadze, daneben ein Gemälde aus der Praxis von Dr. Scharff auf dem ein Handballspieler zu sehen ist. | © Bildquelle: Dr. Frank Scharff, Montage: DZR

1:0 für Zeitersparnis

In der Zahnarztpraxis von Dr. Frank Scharff sieht es aus wie in einem Vereinsmuseum. Kein Wunder, wenn man so eng mit einem berühmten Handballclub wie dem VfL Gummersbach zusammenarbeitet. Scharff, der seine Praxis gemeinsam mit seiner Frau, der Zahnärztin Silke Scharff führt, erzählt im Interview über seine Arbeit für den Verein und seine Zahnarztpraxis, bei der er die Abrechnung schrittweise auf das DZR umstellt.



Herr Dr. Scharff, Sie sind Vertrauenszahnarzt beim VfL Gummersbach, dem zwölffachen deutschen Meister und elfmaligen Europapokalsieger im Handball. Welche Aufgaben haben Sie dort?

Dr. Frank Scharff: Ich untersuche alle Spieler vor Saisonbeginn auf ihre Zahngesundheit. Das betrifft die Mundhöhle, die Schleimhaut und alle weiteren Risiken, die in der Saison auftreten können. Das können entzündete Weisheitszähne oder ein nicht erkanntes Problem in der Mundhygiene sein, etwa eine Tascheninfektion. Einfach gesagt geht es darum, dass wir das Immunsystem der Sportler entlasten, damit es nicht durch pathologische Defizite in der Mundhöhle geschwächt wird.


Sie helfen dabei, die Mannschaft gesund zu halten, damit sie die Saison durchsteht und mögliche Ausfallrisiken minimieren werden.

Dr. Frank Scharff: Richtig. Wobei mein Part ja nur Mundhöhle ist.


Handball ist eine Wurfsportart. Die Spieler haben viel Gegnerkontakt und es geht in der Halle nicht zimperlich zu. Welche Verletzungen stellen Sie am häufigsten fest?

Dr. Frank Scharff: Es kann zu Frakturen kommen, in der Regel sind es Frontzahnfrakturen. Kieferbrüche oder Jochbeinbrüche kommen auch vor.
 

Tragen die Spieler keinen Mundschutz?

Dr. Frank Scharff: Bei den Profis, also der ersten Mannschaft, ist das eher selten. Die Spieler empfinden das als hinderlich. Anders verhält sich es sich bei den Jugendlichen ab der C-Jugend, die ich auch betreue. Da ist es relativ einfach, sie an den Mundschutz zu gewöhnen. Das ist ein Gummischutz und wesentlich dünner gehalten als etwa der bei Boxern. Die Unterkieferzähne befinden sich in der Arretierung des Mundschutzes, der im Oberkiefer getragen wird. Das ist gut so, weil beim Sprungwurf oder in der Abwehr beim Handballspiel viel über die Zähne kompensiert wird. Die Spieler beißen sich sprichwörtlich auf die Zähne, also dann auf die Arretierung des Mundschutzes, der fest im Oberkiefer sitzt. Eine sinnvolle Sache. Jugendliche nehmen das mehr in Anspruch, Erwachsene weniger. Leider.
 

Machen Sie vor der Saison einen zahnmedizinischen Check mit der Mannschaft, oder stehen Sie dem Team die ganze Saison über zur Verfügung?

Dr. Frank Scharff: Die Saison über. Seit diesem Jahr ist das wieder offiziell. Ich bin dankbar dafür, dass mir die Jungs seit 25 Jahren ihr Vertrauen schenken. Eigentlich habe ich die Saison über immer 70 bis 90 Prozent des Teams bei mir in der Praxis. Auch über die Zahnsituation hinaus habe ich immer ein offenes Ohr für die Spieler.


Was man Ihrer Praxis auch ansieht. Da gibt es ganz viele Bilder der Spieler, eingerahmte Trikots und Auszeichnungen. Haben Sie schon beantragt, Vereinsmuseum des VfL Gummersbach zu werden?

Dr. Frank Scharff: Das noch nicht. Aber die regionale Presse hat mich schon mal als den Zahnarzt mit dem Handballmuseum bezeichnet. Die Spieler lieben das natürlich, die fühlen sich gleich ein Stück wie zuhause, wenn sie bei mir in der Praxis sind.
 

Sie sind also in gewisser Weise Teil des Teams. Stimmt es, dass Sie Patenschaften mit bestimmten Spielern eingegangen sind?

Dr. Frank Scharff: Ja, genau. Das fing 2008 an, da spielten wir noch in der Köln-Arena. Jochen Kienbaum, der Chef von Kienbaum Consulting, bat mich, eine Patenschaft zu übernehmen. Ich habe mich dann für einen Profi und für einen Nachwuchsspieler entschieden und eine Patenschaft übernommen. Und dann die Jahre darauf gab es dann immer wieder neue Patenschaften.
 

Wie bringen Sie Ihre Büroarbeit für den VfL mit Ihrem Privatleben unter einen Hut?

Dr. Frank Scharff: Vor zehn Jahren habe ich mein Büro als Station fürs Zuhören, Empathie, fürs Trösten und so weiter etwas zurückgeschraubt. Manchmal habe ich stundenlang im Büro gesessen, um den vorwiegend ausländischen Spielern zu helfen, gewisse Probleme zu lösen oder auch einfach nur ein offenes Ohr für sie zu haben. Dabei ist meine Familie etwas zu kurz gekommen und ich wollte mich mehr um sie kümmern.
 

Das klingt alles sehr zeitintensiv. Was tun Sie, um Ihrer Arbeit als Zahnarzt den richtigen Raum zu geben?

Dr. Frank Scharff: Ich versuche, die Abläufe in der Praxis so effektiv wie möglich zu gestalten. Dabei kommt natürlich das DZR ins Spiel. Ich habe schon in den Nullerjahren vom DZR gehört, aber zu dieser Zeit waren die Abläufe für meine Verwaltungshelferin noch überschaubar. Wir haben die Abrechnung in Eigenregie gemacht. Jetzt feiern wir das 30-jährige Praxis-Jubiläum. Ich selbst denke noch nicht ans Aufhören, möchte aber meiner Verwaltungshelferin die Arbeit erleichtern und habe mich deshalb für die Zusammenarbeit mit dem DZR entschieden.

Meine Verwaltungshelferin hat mir signalisiert,  dass sie über das Rentenalter hinaus weiter bei mir arbeiten möchte. Sie ist keine Expertin in Abrechnungsfragen, hat aber verstanden, wie einfach es ist, dass der Patient, der zuzahlungspflichtige Leistungen in Anspruch nimmt, einfach auch dieses Formular des DZR ausfüllt. Das läuft in den letzten vier Wochen viel besser als noch vor zwei, drei Monaten.
 

Was hat sich durch die Zusammenarbeit mit dem DZR noch in Ihrer Praxis getan?

Dr. Frank Scharff: Ich versuche, die Patientenzahl zu reduzieren, damit ich für jeden einzelnen viel mehr Zeit habe. Dass wir viel kommunizieren, wurde von den Patienten immer gelobt, und jetzt noch ein bisschen mehr. Manchmal reden wir auch über Gott und die Welt, das ist dann auch für mich gut, weil das ein tolles Feeling schafft.
 

Trägt dazu auch bei, dass die Selbstabrechnung nicht mehr so viel Zeit in Anspruch nimmt?

Dr. Frank Scharff: Ja, das greift jetzt sukzessive. Wir sind aktuell inklusive uns beiden Zahnärzten 15 Mitarbeiter in der Praxis. Die Kommunikation läuft über meine Verwaltungshelferin, die den vier, fünf wichtigen Helferinnen, die auch sehr viel mit den Patienten kommunizieren, die Alternativen bei der Abrechnung aufzeigen muss. All diese retardierenden Arbeiten wie ausbuchen, Zahlungen kontrollieren, Warnungen schreiben und so weiter, die wir bislang selber gemacht haben. Vom DZR verspreche ich mir da sehr viel. Und die Entlastung sehe ich klar vor mir.
 

Ist das eine Ad-hoc-Umstellung oder eher ein Prozess?

Dr. Frank Scharff: Eindeutig das zweite. Wenn eine Praxis 30 Jahre selber abgerechnet, geht das nicht von null auf hundert. Ich versuche, die Abläufe in der Praxis so effektiv wie möglich zu gestalten. Dabei kommt natürlich das DZR ins Spiel. Der eine oder andere Patient will bar zahlen, und der andere sagt: Ach, Sie haben mir doch immer die Rechnung geschickt, schicken Sie mir die doch auch weiter, oder vertrauen Sie mir nicht? Also das ist ein Prozess, aber einer mit einem Ziel. Und das heißt, so viel wie möglich an das DZR auszulagern, weil es die Prozesse so vereinfacht.

Ein Beispiel dazu. Wir befinden uns hier in Nordrhein-Westfalen, das ist nicht nur das bevölkerungsreichste Bundesland, sondern es ist auch das Land mit den meisten Menschen mit ausländischem Hintergrund. Meine Praxis ist auch sehr international besetzt, zwei Drittel der Mitarbeiter sind ausländischer Herkunft, und das ist fantastisch. Ich liebe einfach dieses Internationale. Und so ist es auch mit den Patienten. Und ja, deshalb ist manchmal auch einfach mehr Erklärungsbedarf bei dem ein oder anderen. Beim DZR bekomme ich die Einwilligungserklärung in 16 Sprachen, einschließlich Deutsch.
 

Im Kern geht es bei der Zusammenarbeit darum, wiederholende Arbeiten für die Mitarbeiter zu minimieren, richtig?

Dr. Frank Scharff: Auf jeden Fall. Es ist eine Riesenerleichterung und diese Erleichterung werden wir mehr und mehr spüren. Die ist jetzt noch nicht so angekommen, das dauert ein bisschen, wir sind quasi in der Grundschulphase. Wenn man länger Selbstabrechner war, dauert es, bis sich die Patienten und die Mitarbeiter daran gewöhnt haben. Und es ist gut, wenn jemand diesen Prozess mitgeht und mitbetreut. Wenn Sie 30 Jahre lang immer mit dem gleichen Handy telefoniert haben, dann finden Sie ein Smartphone plötzlich auch komisch. Aber wenn Sie sich daran gewöhnt haben, wollen Sie es nicht mehr missen.
 

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Infobox: Handball - Risiken für die Zahngesundheit
In einem Handballspiel können verschiedene Zahnverletzungen auftreten, insbesondere wenn nicht ausreichende Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Handball ist eine sehr kontaktstarke Sportart mit mannigfaltigen Verletzungen, die nicht nur durch den Absprung und die Landung, sondern auch durch den Körperkontakt mit dem Gegner entstehen. Da das Spiel schneller geworden ist, hat sich die Verletzungsgefahr erhöht.

Wenn ein Spieler einen harten Schlag ins Gesicht bekommt, kann es zu Zahnfrakturen kommen, Zähne können beschädigt werden oder gar brechen.
Ein direkter Schlag oder ein Sturz auf das Gesicht kann dazu führen, dass ein oder mehrere Zähne ausgeschlagen oder gelockert werden, ohne vollständig auszufallen. Zahnfleischverletzungen können auftreten, wenn das Zahnfleisch eines Spielers durch einen Schlag oder einen Zusammenstoß verletzt wird.

Ein Mundschutz kann dazu beitragen, Verletzungen im Mund- und Zahnbereich zu verhindern oder zu minimieren.
Der Protektor senkt das Risiko von Zahnfrakturen, Zahnausfall, Lockerung von Zähnen und Verletzungen im Mundbereich wie die Verletzungen des Kiefers und der Lippen. Das kann Spieler vor schmerzhaften Blessuren und langfristigen Problemen schützen. Ein Mundschutz ist eine relativ kostengünstige und effektive Möglichkeit, Mund- und Zahnverletzungen zu verhindern.

 

Dieses Interview wurde erstmalig in der Ausgabe 1/2024 des DZR Xtrablatts veröffentlicht.
Bildquellen: Dr. Frank Scharff, Montage: DZR